Josef Sulzer: Kol Nidre für Klavier
Josef Sulzer wurde am 11. Februar 1850 in Wien als Sohn des berühmten Oberkantors Salomon Sulzer geboren, der als einer der bedeutendsten Erneuerer der synagogalen Musik in Europa gilt. Schon früh zeigte Josef Sulzer seine musikalische Begabung. Er studierte bis 1868 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien als Schüler von Karl Schlesinger. 1868 ging er mit seinem Bruder Julius nach Bukarest und wirkte dort als Solocellist der italienischen Oper und als Professor am Konservatorium. 1871 kehrte er nach Wien zurück und wurde vom berühmten Cellisten David Popper weiter ausgebildet.
1873 wurde Josef Sulzer Mitglied des Orchesters der Wiener Hofoper; wegen undisziplinierten Verhaltens wurde er dreimal entlassen (zuletzt 1877). Er wurde schließlich aber von 1880 bis 1905 Solocellist des Hofopern-Orchesters und Mitglied der Wiener Philharmoniker. Über diese Zeit erzählt Sulzer in seinem 1910 erschienenem Buch „Ernstes und Heiteres aus den Erinnerungen eines Wiener Philharmonikers“. Außerdem war Sulzer Mitglied des Hellmesberger-Quartetts und 1897 Mitbegründer des Prill-Quartetts.
Neben seinem Engagement in der weltlichen, bürgerlichen Musikkultur Wiens war Josef Sulzer auch der jüdischen Musikkultur verpflichtet. 1890 veröffentlichte er Werke seines Vaters aus dem Nachlass: Gedenkblätter. XX Gesänge für den israelitischen Gottesdienst für Solo (Cantor), Chor und Orgel componirt von Salomon Sulzer. Diese Sammlung enthält auch fünf synagogale Kompositionen von Josef Sulzer, der ab 1881 Oberkantor am Stadttempel und ab 1892 dort und am Leopoldstädter Tempel Chormeister war. Zum 100. Geburtstag seines Vaters gab Josef Sulzer eine revidierte Ausgabe der berühmten Sammlung Schir Zion von Salomon Sulzer heraus. Josef Sulzer starb am 14. Januar 1926 in Wien.
Josef Sulzer Kol Nidre für Klavier ist 1919 im Verlag Jos. Schlesinger in Wien erschienen. Das Kol Nidre wird am Vorabend von Jom Kippur, dem Versöhnungstag, gesungen. Die Melodie des Kol Nidre entstammt einer alten Tradition; der aramäische Text ist etwa 2000 Jahre alt. Über den synagogalen Gottesdienst hinaus wurde die Melodie durch eine Vertonung für Violoncello und Orchester von Max Bruch bekannt.
Josef Sulzer: Kol Nidre für Klavier, herausgegeben von Wolfram Hader.
LMV 490. 12,00 €.
LMV 490 Sulzer Kol Nidre Probepartitur.p[...]
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