Walter Freymann

Walter Freymann wurde 1886 als Sohn des Hofrats Ludwig Alexander Freymann  und der Marie Charlotte geb. Bock in Riga geboren. Früh erhielt er eine gediegene musikalische Ausbildung bei dem Pädagogen und Komponisten Robert Müller. Tiefe musikalische Eindrücke bekam er im Kinderchor des Rigaer Stadttheaters. Er wollte die Dirigentenlaufbahn einschlagen, doch er studierte dann Jura an der Universität Dorpat/Tartu. Seine musikalischen Studien setzte er bei dem Dorpater Musikdirektor Rudolf Griwing fort. Freymann war dann als Jurist in Riga tätig. 1939 musste die Familie ihre Heimat verlassen. Die Umsiedlung führte ihn über Posen 1942 nach Berlin. Seine letzte Lebenszeit war überschattet von den tiefen Abgründen dieser Jahre. Nach dem Verlust der Heimat das hoffnungslose Warten auf den Sohn Gerhard, der seit 1943 vermisst war. Am 9. Juni 1945, bereits nach Kriegsende, wurde Freymann nach Russland verschleppt. Er war in diesen Wochen als Dolmetscher verpflichtet, da er mehrere Sprachen beherrschte. Nach 17 Jahren erhielten seine Angehörigen Nachricht vom sowjetischen Roten Kreuz, dass Walter Freymann am 27. September  1945 in einem Lager bei Moskau verstorben sei. Die letzte Hoffnung, nach dem Krieg seine Werke veröffentlichen zu können, sollte sich nicht erfüllen.

Freymann war ein glänzender Pianist, der seine Werke selbst aufführen konnte. Seine hohe Bildung belegen Äußerungen auf verschiedenen Gebieten, im Musikschrifttum und im Philosophischen, Talent als Zeichner, berufliches Fortkommen als Jurist bis zum Mitglied der Kammergerichte in Lettland. Die juristischen Schriften finden auch noch heute bei Rechtshistorikern Beachtung. Außerdem war er Dozent am Herder-Institut in Riga. Als Leiter der Musikabteilung der Rigaer Goethe-Gesellschaft und als Mitbegründer des Rigaer Kammermusikvereins versuchte er der zeitgenössischen deutschbaltischen Musik ein Podium zu schaffen und diese im lettischen Freistaat wahrnehmbar zu machen.

In professioneller Kontinuität schuf Freymann ein umfangreicheres kompositorisches Werk: Kammermusik, Lieder, Chorwerke, Klavier- und Kammermusik sowie die Oper Lelia (1939). Seine kompositorische Entwicklung ging von der Spätromantik aus und führte zu einem freien Umgang mit der Tonalität, bis zum Atonalen. Wesensmerkmale des Impressionismus wie Bitonalität, pastose Klangfarben und Verhaltenheit des Ausdrucks sind seinen Werken eigen. Der größere Teil seines Werkes hat sich erhalten und befindet sich im Musikarchiv der Künstlergilde Esslingen e. V. (als Eigentum des Bezirks Oberpfalz/Sudetendeutsches Musikinstitut) in Regensburg.

 

 

Im Laurentius-Musikverlag erschienen:

 

Walter Freymann: 1. Streichquartett a-Moll (1926/27), herausgegeben von Helmut Scheunchen.

LMV 482. Partitur. 29,00 €. LMV 482-01. 4 Stimmen. 30,00 €.