Ferdinand Gerhardt jun.
Ferdinand Gerhardt jun. (1888 in Reichenberg/Liberec geboren) erhielt seinen ersten Musikunterricht beim Vater Ferdinand Gerhardt sen. (1848–1937). Er studierte Altphilologie in Prag und Wien. Nach dem Kriegseinsatz von 1914 bis 1918, wirkte er von 1919 bis 1945 er als Studienrat am Reichenberger Gymnasium. Ab 1937 führte er die Vormittagsaufführungen seines Vaters (seit 1873) bis Februar 1945 weiter. Im November 1945 flüchtete er mit Frau und Tochter nach Regensburg. 1945/46 war er zunächst in Deggendorf, dann in Plattling, ab April 1946 schließlich als Studienrat am Alten Gymnasium in Regensburg, später auch an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Regensburg tätig. Von 1950 bis zu seiner Pensionierung 1951 wirkte er am Gymnasium Weilheim. Am 17. Januar 1985 ist Ferdinand Gerhardt jun. in Innsbruck verstorben.
Das musikalische Werk von Ferdinand Gerhardt jun. umfasst Sonaten und Phantasien für Streicher und Klavier, Klaviermusik und Lieder. Der Deutsche Rundfunk in Prag strahlte von Juni 1934 bis April 1938 einige seiner Werke aus. Nichts wurde gedruckt. Thomas Stolle, der Archivar der KünsterGilde charakterisierte Gerhardts Musik folgendermaßen: „Der Verlust der Heimat, der als inneres Erlebnis für Gerhardt jun. bereits mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus einsetzte, hat nach 1945 tiefe Spuren auch in seinen Kompositionen hinterlassen. Obwohl nach wie vor ganz der Tradition verpflichtet, tragen manche seiner späten Werke alle Merkmale einer Modernität, wie sie gewöhnlich in erster Linie mit der Neuen Musik in Verbindung gebracht werden: das Aufbrechen der Form bis hin zu ihrem Zerfallen, der Verlust harmonischer Schlüssigkeit bis hin zu ihrem Aussetzen, die Rücknahme des Klanges bis hin zum Verstummen. Mit diesen späten Werken, zu denen insbesondere einige der Lieder nach Hermann Hesse gehören, hat Gerhardt jun. ganz und gar eigenständige Werke persönlichster Prägung hinterlassen, ebenso Zeichen ihrer Zeit wie von ihrer Zeit gezeichnet.“
Der erhaltene Nachlass von Ferdinand Gerhardt jun. befindet sich im Musikarchiv der KünstlerGilde e.V. (als Depositum am Sudetendeutschen Musikinstitut, Träger: Bezirk Oberpfalz), in Regensburg.
Die Lieder nach Gedichten Hermann Hesses in der Ausgabe des Laurentius-Musikverlags bilden keinen Zyklus, sie entstanden vielmehr einzeln nach und nach etwa im Zeitraum zwischen 1946 und 1959 und werden hier erstmals gesammelt vorgelegt. Als einzelne Lieder sind sie im Nachlass des Komponisten in verschiedenen Manuskripten erhalten.
Im Laurentius-Musikverlag erschienen:
Gesammelte Lieder nach Gedichten von Hermann Hesse für Sopran und Klavier (1945-59). Erstausgabe, herausgegeben im Auftrag des Sudetendeutschen Musikinstituts in Regensburg (Träger: Bezirk Oberpfalz) von Thomas Emmerig („Musik aus dem Archiv“. Erstausgaben aus dem Musikarchiv der KünstlerGilde e.V. in Regensburg, Band 10).
LMV 255. Partitur. 29,00 €.