Józef Koffler
Der Komponist und Musikwissenschafter Józef Koffler wurde 1896 in Stryj (östl. Polen, jetzt Ukrainische Republik) geboren. Nach privatem Unterricht in Klavier und
Musiktheorie während seiner Schulzeit, studierte er zwischen 1914 und 1924 Harmonielehre, Kontrapunkt, Formenlehre und Instrumentation sowie Musikwissenschaft in Wien. In dieser Zeit lernte
er Alban Berg kennen und setzte sich mit der Dodekaphonie Arnold Schönbergs auseinander. 1928 übernahm Koffler den Lehrstuhl für atonale Kompositionstechniken in Lemberg. Den Erfolg seiner
Kompositionen dokumentieren Aufführungen bei den von der „Internationale Gesellschaft für Neue Musik“ (IGNM) organisierten Weltmusiktagen 1931 in Oxford, 1933 in Amsterdam und 1938 in
London. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Ostpolen wurde Koffler mit seiner Familie in das Ghetto von Wieliczka umgesiedelt. Er und seine Familie wurden 1944 von deutschen
Einsatztruppen in der Gegend von Krosno ermordet.
Das Streichquartett op. 20 gehört zu den vielen Kompositionen Kofflers, die aufgrund der Kriegsereignisse als verschollen gelten. Die im Februar 2024 von der Royal College of Music Library in
London veröffentlichte Partitur ist dem englischen Musikwissenschaftler Edward Joseph Dent (1876–1957) gewidmet, der bis 1938 der erste Präsident der IGNM war. Aufgrund der Aktivitäten
Kofflers bei den Weltmusiktagen der IGNM ist eine Verbindung zu Dent als sehr wahrscheinlich anzusehen.
Józef Koffler: Streichquartett, op. 20, herausgegeben von Carsten Bock.
LMV 484. Partitur & 4 Stimmen. 59,00 €.