Georg Kluß

Georg Kluß (1892 in Falkenberg/Oberschlesien geboren) erhielt früh Orgelunterricht und als 12-Jähriger komponierte er seine erste Messe. In seiner Schulzeit am Matthias-Gymnasium in Breslau war er bei den von Max Filke geleiteten Domsängern. Dem Besuch des Lehrerseminars in Proskau 1909–1912 folgten Jahre im Schuldienst, bis sich Kluß zu einem geregelten Musikstudium entschloss, zunächst bei Franz Kauff und Hermann Buchal in Beuthen, dann an der Hochschule für Kirchenmusik in Berlin-Charlottenburg, wo er das Diplom zum Musiklehrer für höhere Schulen erwarb. Er ging dann wieder nach Beuthen, wo er 1921 mit einem Komponistenabend reüssierte. Seit 1922 war er als Musiklehrer und Leiter des Madrigalchores am Cieplikschen Konservatorium tätig, später unterrichtete er auch an der Pädagogischen Akademie und leitete mehrere Chöre (MGV Sängerbund, Beuthener Sängerknaben, Städtischer Singverein). Er wurde zu einem wichtigen Repräsentanten des Chorwesens in Oberschlesien, auch als Kreischormeister für Beuthen-Gleiwitz-Hindenburg, in jenem Dreierbund der schnell wachsenden Industriemetropolen, die nach einem adäquaten, modernen Musikleben verlangten. In Folge der Volksabstimmung von 1921 für den beim Deutschen Reich verbliebenen Teil Oberschlesiens stand eine kulturelle Artikulation für die gesamte Bevölkerung an, was in der Musik besonders ein vielseitiges Chorwesen ermöglichte. Die Beuthener Jahre wurden für Kluß zu einer Zeit fruchtbaren Schaffens. Zahlreiche Werke entstanden, um deren Aufführung sich auch Fritz Lubrich, Eugen Janotta und Erich Lokay bemühten. Ein besonderer Erfolg war die Aufführung seiner Sinfonischen Dichtung Oberschlesien im Schlesischen Rundfunk mit dem Orchester des Oberschlesischen Landestheaters unter der Leitung des Komponisten. Kluß setzte sich in seinen Konzerten auch besonders für oberschlesische Komponisten ein. Im Zweiten Weltkrieg unterrichtete er an den Lehrerbildungsanstalten in Heidanger bei Görlitz und Breslau. In Breslau erfolgte seine Wahl zum stellvertretenden Gauchormeister des Schlesischen Sängergaues. 1944 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Aus der russischen Gefangenschaft wurde der 53-Jährige im Herbst 1945 entlassen. Heimatverlust und der weitgehende Verlust des bislang geschaffenen, meist ungedruckten kompositorischen Werks (bis op. 35) waren der Nullpunkt eines schwierigen Neubeginns. Er fand in Potsdam-Babelsberg ein Unterkommen als Organist und Chorleiter. Eine Berufung als Ministerialrat ins Kultusministerium Potsdam hatte er abgelehnt. 1949 flüchtete er aus der sowjetischen Besatzungszone, aber erst nach drei Jahren, 1952, konnte er durch eine Anstellung als Musiklehrer in Geilenkirchen seine Lebensverhältnisse bessern. Nach seiner Pensionierung 1957 lebte er in Lenggries, wo er am 3. Oktober 1974 verstarb.

Im Laurentius-Musikverlag erschienen:

 

Zwei Stücke für Violine, Violoncello und Klavier, op. 82. Erstausgabe, herausgegeben für die Heinrich-Simbriger-Stiftung von Thomas Emmerig. Mit einem Vorwort von Helmut Scheunchen („Musik aus dem Archiv“. Erstausgaben aus dem Musikarchiv der KünstlerGilde e.V. in Regensburg, Band 17).

LMV 305. Partitur & 2 Stimmen. 24,00 €.